1. Zielsetzungen des Einsatzes
- Einführung von zweisprachigem und interkulturellem Lernen an 2 Pilotschulen.
- Bei erfolgreicher Durchführung (nach 3 Jahren), Ausweitung der Erfahrung auf andere Schulen in anderen bolivianischen Städten.
2. Standortbestimmung
Der Einsatz bei Fe y Alegría begann am 1. Juli 2001. Das erste Halbjahr habe ich hauptsächlich zur Einarbeitung, für Abklärungen und erste Weiterbildungsveranstaltungen verwendet:
- Unter Einarbeitung fällt das Studium der institutionellen Ansätze von Fe y Alegría, der Bildungsreform, der theoretischen Grundlagen zu zweisprachigem und interkulturellem Lernen, sowie das Erlernen der Aymara Sprache. Auch Kontakte knüpfen zu verschiedenen Institutionen, wie die Bildungsreform, Forschungsstellen, Bibliotheken, Schulen etc. gehörten dazu.
- Abzuklären war bei zwei Schulen, die vom Departamentalen Büro La Paz für das Experiment ins Auge gefasst worden waren, ob die Bedingungen dafür gegeben sind: durch Unterrichtsbeobachtung habe ich mir eine Vorstellung vom Alltag in der Schulklasse und von der Arbeitsweise der Lehrer/innen gemacht; mit Hilfe eines Fragebogens die linguistischen Voraussetzungen und persönlichen Einstellungen sowie die Weiterbildungsbedürfnisse der Lehrer/innen erhoben; durch Auswertung bereits vorliegender statistischer Erhebungen habe ich die Sprachsituation der Schüler/innen analysiert. Im Gespräch mit den Direktorinnen und den Lehrenden wurde schliesslich die Entscheidung getroffen, ob und wie mit dem Experiment begonnen werden soll. Die zuerst angefragte Schule ("Fernando Bravo") antwortete recht überzeugt positiv und liess sich noch im November auf eine zweiwöchige Weiterbildung ein. Die zweite Schule ("Jesús María") wollte ihre Entscheidung nicht überstürzen und zog die Sache etwas hinaus. In Fernando Bravo gaben im Durchschnitt 63% der Schüler/innen an, Aymara als Muttersprache zu haben, in "Jesús María" gar 84%.
|
- Die Bereitschaft der Schule "Fernando Bravo", noch Ende Schuljahr 2001 einen Weiterbildungskurs zu absolvieren, nutzten wir zu einem zweiwöchigen Aymarakurs. Da die Absicht war, im neuen Schuljahr (ab Februar 2002) Teile des Unterrichts auf Aymara einzuführen, musste sobald als möglich mit der Sprachausbildung der Lehrenden begonnen werden. Die Lehrergruppe bestand einerseits aus Muttersprachler/innen, welche ihre Sprache jedoch nicht lesen & schreiben konnten, und andererseits aus Fremdsprachenlerner/innen, die höchstens ein paar Brocken verstanden. Erschwerend kam ein organisatorisches Problem hinzu: Da meine Aktivitäten im ersten Halbjahr im Jahresbudget von Fe y Alegría nicht vorgesehen waren und ich daher meine Ausgaben vom allgemeinen Budget für Primarschulbetreuung abzwacken musste, lag es finanziell nicht drin, dass ich professionelle Aymaralehrer/innen zur Anweisung der Gruppe anstellen konnte. Daher packte ich die Chance und stellte in gewohnt intensiver Arbeitsweise eine Aymara Werkstatt auf die Beine, die ein doppeltes Ziel verfolgte: dem Publikum Aymara als Zweitsprache und gleichzeitig die Werkstattmethode näher bringen. Die Werkstatt liess sich sehen, doch schwankte ob der intensiven Modalität (zwei Wochen jeden Tag 3 Std.) mit der Zeit die Disziplin der Kundschaft, und auch konnten die spezifischen Bedürfnisse der Muttersprachler nur in begrenztem Masse befriedigt werden.
Im zweiten Halbjahr (Januar bis Juni 2002) startete nach der Jahres und ersten Trimesterplanung sowie entsprechender Budgetbewilligung das Experiment in den Schulklassen. Inzwischen hatte auch die zweite Schule sich ein Herz gefasst und hinter meinem Rücken mit Aymarastunden begonnen und beschlossen, allwöchentlich zwei Stunden für systematische Weiterbildung aufzubringen. Die erste Schule wollte/ konnte die Weiterbildungstermine nicht mit derselben Regelmässigkeit festlegen und einhalten. Meine Aktivitäten bestanden in diesem Semester hauptsächlich aus der Planung und Durchführung der Weiterbildung sowie der Unterrichtsbeobachtung, welche die Umsetzung des Weiterbildungsstoffs begleitete.
|