Die Idee des Projektes (Wiederholung aus Ecos 01) Mein Arbeitseinsatz soll zwei Partnerorganisationen zugute kommen. Einerseits dem bolivianischen Verband der Organisationen ökologischer Produzenten (AOPEB) und andererseits der Zentrale der Indígena-Völker im Norden von La Paz (CPILAP). AOPEB ist ein nationaler Wirtschaftsverband mit 41 Mitgliedorganisationen (MO), darunter Produktionsgenossenschaften, Kleinunternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen, die sich alle der Produktion, Verarbeitung und/oder Förderung von Bioprodukten widmen. Neben der politischen Lobbyarbeit in Ministerien und in der Öffentlichkeit zugunsten der Bioproduzenten bietet AOPEB auch Dienstleistungen der Kommerzialisierung und der technischen Beratung an. AOPEB hat international anerkannte Normen für die Bioproduktion erarbeitet und die Zertifizierungsorganisation BOLICERT gegründet. Dadurch konnte den MO der internationale Markt für Bioprodukte geöffnet werden. AOPEB erwartet von meiner Zusammenarbeit einerseits eine Unterstützung bei der Gestaltung der politischen Lobbyarbeit, deren Ziel unter anderem die Gründung einer nationalen ökologischen Bewegung ist, und andererseits eine Beratung bezüglich der Entwicklung der Organisationsstrukturen. CPILAP ist Mitglied von AOPEB und repräsentiert die Indígena-Völker Leco, Mosetén und Tacana, die im Norden des Departements La Paz leben. CPILAP soll den angeschlossenen ethnischen Gruppen bei der Durchsetzung ihrer Rechte und dem Schutz ihrer Kultur helfen. Eine wichtige Aufgabe von CPILAP ist die Erlangung von Rechtstiteln für die Ländereien und Wälder der Indígena-Gemeinschaften, den sogenannten Territorios Comunitarios Originarios (TCOs). CPILAP ist eine sehr junge Organisation und benötigt Unterstützung bei der organisatorischen Konsolidierung. AOPEB: Konflikte statt Fortschritte Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo ich mangels Ansprechpartner bei CPILAP praktisch nur für AOPEB arbeitet, ist es seit Beginn diesen Jahres genau umgekehrt. Das Direktorium von AOPEB, dessen Berater ich sein sollte, war die ersten drei Monaten durch einen hässlichen Konflikt mit einer Mitgliedsorganisation blockiert. Danach waren die Direktoren häufig auf Reisen, während das Bambus-Projekt von CPILAP zeitweise meine gesamte Aufmerksamkeit benötigte (siehe weiter unten). Schliesslich entstand noch ein Konflikt zwischen dem Geschäftsführer und dem Direktorium, wobei ich meinen gesamten Vertrauensbonus einsetzen musste, damit das "Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wurde", d.h. aus einem lösbare Konflikt kein zerstörerischen Krieg ausartete. Mittlerweile haben sich die Wogen wieder ein wenig geglättet. Nun steht schon bereits die Generalversammlung vor der Tür, wo mindestens die Hälfte der vier Direktoren von AOPEB ersetzt werden. Folglich besteht kaum noch Interesse bei den abtretenden Direktoren, grundsätzliche Fragen, wie z.B. die Kompetenzteilung zwischen Geschäftsführung und Direktorium schriftlich festzulegen. Es wird auch Aufgabe des neuen Direktoriums sein, die Ziele und Inhalte meiner Zusammenarbeit neu zu definieren. |
Wie bereits im letzten Rundbrief berichtet, konnte CPILAP das bereits verloren geglaubte Bambus - Projekt im August des letzten Jahres wieder eröffnen. Im selben Brief werden auch die vielseitigen Vorteile von Bambus detailliert beschrieben. Es gelang CPILAP, das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, so dass bei der Abschlussfeier am 15. Februar 2002 alle zufrieden waren:
![]() Das als Pilotphase konzipierte Projekt war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht selbsttragend, sondern auf eine weitere externe Finanzierung angewiesen. Trotzdem fand es PNUD (Entwicklungsorganisation der UNO) als Hauptfinanzgeberin nicht für nötig, eine weitere Finanzierung zuzusagen. Das liegt wohl auch daran, dass Projektevaluationen immer unmittelbar nach Abschluss eines Projektes stattfinden, hingegen höchst selten zwei oder drei Jahre später. Es wäre interessant zu wissen, wieviele der sogenannt erfolgreich abgeschlossenen Projekte dann überhaupt noch existieren. Aber scheinbar ist es gerade das, was viele Entwicklungsorganisationen lieber nicht so genau wissen wollen, weil sie dann wohl in einen Argumentationsnotstand über den Sinn ihrer Arbeit kämen. Die Bambus-Werkstatt wäre jedenfalls sang und klanglos wieder verschwunden, hätte nicht CPILAP eine neue Finanzierungsquelle anzapfen können. |
Bambus als Strategie zur Bewahrung der BiodiversitätDie zweite Phase des Bambus-Projektes (Bambus-2) wird vom CRITICAL ECOSYSTEM PARTNERSHIP FUND (CEPF) mit 50'000 US$ unterstützt. CEPF ist ein von der Weltbank, Conservation International, Global Environment Facility sowie anderen Organisationen gespeister Fonds, welcher Initiativen zur Bewahrung der Biodiversität unterstützt.CEPF hat zu diesem Zweck auf der ganzen Welt rund ein Dutzend sogenannte Hotspots definiert, das heisst Gebiete, in denen eine ausserordentliche Vielfalt an Pflanzen, Tieren und genetischen Ressourcen herrscht (für weitere Details zu CEPF, siehe dessen Web-Seite in englischer Sprache). Die Völker von CPILAP leben in einem ökologisch äusserst wertvollen Gebiet (siehe Ecos aus dem Projektumfeld: Biodiversität und Indígenas). Bambus als Ersatz für den Gebrauch von Tropenholz sowie als effizientes Mittel, um die Bodenerosion aufzuhalten und die Wiederaufforstung zu fördern, ist ganz im Sinne der CEPF-Ziele. Das Bambus-Projekt schafft zudem neue Einkommens- und Arbeitsmöglichkeiten und vermindert dadurch Armut und Migration, zwei wichtige Ursachen für die fortschreitende Erosion der kulturellen und biologischen Diversität. ![]() |
Evaluation Bambus-1Am 13. Mai konnte die zweite Phase des Bambus-Projekes eröffnet werden. Mit Bambus-2 sollen die nicht gelösten Schwächen der ersten Phase überwunden sowie die finanzielle Selbstständigkeit der Bambus-Produktion erreicht werden.Die Auswertung der ersten Phase des Bambus-Projektes ergab (stark zusammengefasst) folgende Stärken und Schwächen: Stärken:
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Bambus-2Bambus-2 will der lokalen Bevölkerung demonstrieren, dass die Anpflanzung und Nutzung von Bambus eine wirtschaftlich, ökologisch und sozio-kulturell vernünftige Alternative zum zerstörerischen Gebrauch von Tropenholz darstellt. Die Anpflanzung von Bambus in verschiedenen Orten im Norden des Departamentes La Paz stellt einen Beitrag zur Begrenzung der Bodenerosion und zur Förderung der Aufforstung dar.Das Entstehen einer "Bambus-Kultur" kann jedoch nur gelingen, wenn die lokale Bevölkerung einen wirtschaftlichen Nutzen aus der Pflanzung und Verarbeitung von Bambus gewinnen kann. Folglich hat die Schaffung von neuen Einkommensmöglichkeiten mittels der Herstellung und Vermarktung von Bambus-Möbeln oberste Priorität. Das 12 Monate dauernde Projekt beinhaltet die Errichtung einer weiteren Bambus-Werkstatt und weist vier Schwerpunkte auf: 1) Rohstoff Bambus wird in vielen Orten wie Unkraut behandelt und dementsprechend bekämpft. Es gibt im Einflussgebiet von CPILAP, der subtropischen Zone von La Paz, zwar eine grosse Vielzahl an Bambus-Arten, diese wachsen jedoch sehr zerstreut und oft in unwegsamen Gebieten. Das Projekt fördert den gezielten Anbau von verschiedenen Bambus-Arten, die für die Produktion von Möbeln und Kunsthandwerk, wie auch für die Konstruktion von Hütten besonders geeignet sind. 2) Vermarktung Das Projekt unternimmt grosse Anstrengungen, um Märkte für die Bambusprodukte zu erschliessen. Neben der Teilnahme an Messen wird eine Marktstudie erstellt sowie eine Vermarktungsstrategie entwickelt. Die Werkstätten werden als Kleinunternehmen organisiert, wobei die repräsentativen Organe der lokalen indigenen Bevölkerung zusammen mit CPILAP als Teilhaber fungieren. Über den gewinnorientierten Verkauf ihrer Produkte sollen die Werkstätten die finanzielle Selbstständigkeit erzielen und dauerhafte Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung anbieten. 3) Ausbildung Das Projekt sieht die Errichtung einer zweiten Bambus-Werkstatt vor. Die beiden Werkstätten sollen sich zu Ausbildungs- und Innovationszentren entwickeln, in denen jedes Jahr neue Handwerker ausgebildet sowie Anbau und Gebrauch von Bambus in den umliegenden Gemeinden gefördert wird. In einem speziellen Kurs können Frauen aus verschiedenen indigenen Gemeinden neue Techniken für die Herstellung von Kunsthandwerk aus Bambus erlernen. Die Frauen werden anschliessend bei der Errichtung ihres eigenen Kleinunternehmens sowie bei der Vermittlung ihrer Fähigkeiten an andere Frauen unterstützt. 4) Organisatorische Entwicklung Die organisatorischen Fähigkeiten von CPILAP wie auch der lokalen indigenen Organisationen werden durch die Erfahrungen der Projektorganisation (learning by doing) gestärkt. Zudem erhalten die Führer der Organisationen Ausbildungskurse, in denen sie lernen, neue Projekte zu formulieren, welche eine nachhaltige lokale Entwicklung zum Ziel haben. |
Weitere Infos zum Projektwww.interlama.net/cpilap/bambu: Projektbeschrieb und Katalog der hergestellten Möbel in spanischer SpracheVideo über das Projekt in spanischer Sprache bei CPILAP zum Selbstkostenpreis (Kassette und Porto) erhältlich. Infos und Bestellungen (auch in deutscher Sprache): cpilap@interlama.net |
Ecos aus dem Projekt von Irene | Private Seite von Irene und Daniel | interlama-home |